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Blick von hinten auf die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion und ins Publikum.

Die diesjährige „Pro Arbeit sozial“ fand am 29. Juni 2023 im Haus der Wirtschaft in Stuttgart statt. Der Fokus lag auf den Chancen und Herausforderungen des Bürgergeldes. Diskutiert wurde mit Akteur/-innen aus Politik und Gesellschaft, Trägerorganisationen, Verbänden, von Armut betroffenen Menschen und rund 200 Gästen.

Die Möglichkeit, die Veranstaltung im Livestream zu besuchen, nahmen circa 70 Personen wahr.

Für Langzeitarbeitslose hat sich aus Sicht der Betroffenen mit der Einführung des Bürgergelds bisher wenig geändert. Die Regelsatzerhöhung werde von der Inflation geschluckt und auch die Vorurteile blieben bestehen: „Langzeitarbeitslose liegen nicht auf der Couch, die meisten, die ich kenne, habe ich bei der Arbeit kennen gelernt“, berichtete Claudia Wanner von der „Interessensgemeinschaft Langzeitarbeitsloser Menschen“ (IGELA). Denn Langzeitarbeitslose sind oftmals in verschiedenen Maßnahmen eingesetzt. Diese Maßnahmen übernehmen Aufgaben für das Gemeinwohl und stärken die Gesellschaft. Holger Fuhrmann, Geschäftsführer AG ARBEIT in Baden-Württemberg e.V., würdigte in seinem Statement das Bürgergeld als Gesetzes-Reform. Es setze sich für die Würde des Menschen ein und verlange Teilhabe auf Augenhöhe, die nun mit Leben gefüllt werden müsse. Dr. Janna Czernomoriez (Bundesministerium für Arbeit und Soziales) stellte nochmals die Leitidee des Bürgergeldes heraus: „Mehr Miteinander, mehr Teilhabe, mehr Augenhöhe“, heraus. Das Hauptaugenmerk liege nun auf der Weiterbildung, deshalb entfalle auch der Vermittlungsvorrang.

„Arbeit schafft sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt“, erläuterte Dr. Matthias Schulze-Böing (Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat und im Praxisrat des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt). Er forderte dabei mehr Flexibilität und plädierte für „Job-Carving“ - also für Job-Modelle, die auf individuelle Bedürfnisse ausgelegt sind.

Am Nachmittag wurde in den Foren unter anderem diskutiert, wie Weiterbildung und Qualifizierung aussehen müssen, um möglichst viele Menschen zurück in Arbeit zu bringen. Es wurde deutlich, dass auch hier eine höhere Flexibilität bei Jobmodellen und Ausbildungswegen entscheidend ist. Beispiele sind stufenweise Qualifizierungen oder Teilzeitausbildungen. Die Zugänge dazu müssten niedrigschwellig sein.

Bei der abschließenden Podiumsdiskussion waren sich die Beteiligten einig, dass es kreativer Lösungen und Beteiligungsformate bedarf, bei denen alle an einem Tisch sitzen. Nur dann könne es gelingen, Langzeitarbeitslose wieder in Beschäftigung zu bringen und passgenaue Maßnahmen zu entwickeln. Moderatorin Gabi Eckert fasste zusammen: „Echte Beteiligung von Betroffenen ist ein Gewinn.“ Stefan Küpper (Geschäftsführer Politik, Bildung und Arbeitsmarkt, Unternehmer Baden-Württemberg) ergänzte: „Wir brauchen die Kooperation aller Beteiligten für eine funktionierende Arbeitsmarktpolitik.“ Auch Jochen Wacker, Amtsleitung Jobcenter Stuttgart, möchte „mehr Brücken bauen“. Stephan Buttgereit, Vorsitzender BAG IDA (Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft Integration durch Arbeit) fügte hinzu: „Das schaffen wir nur gemeinsam.“

Zum Schluss fasste Marc Henschke, Vorstandsvorsitzender des EFAS und Geschäftsführer der Neuen Arbeit gGmbH, den Tag noch einmal zusammen: „ Es gibt viel Lob fürs Bürgergeld, viele richtige Ansätze. Auf der anderen Seite aber auch viele Erwartungen und die Frage, ob diese erfüllt werden können. Wir müssen dafür eintreten, dass Menschen die Anspruch auf Unterstützung haben, diese auch bekommen.“

Eindrücke von der Pro Arbeit sozial 2023 finden Sie in der Bildergalerie.